Geschichte

Geschichte der Badeanstalt in Laer

  

1926 – heute

Am Abend des 19. März 1926 erschien der Müllermeister Heinrich Dodt, zur Sitzung des Laerer Gemeindeausschusses und beantragte dort einen Zuschuss von 500 Mark für sein neuestes Projekt, die Errichtung einer Solbadeanstalt bei seiner alten Öl- und Bokemühle1.

Bild: Heinrich Dodt, der Gründer der Badeanstalt Bad Laer

Heinrich Dodt war damals 34 Jahre alt und hatte den Mühlenbetrieb (die Familie besaß seit Anfang der 1820er Jahre die alte „Desinger-Mühle” im Dorf Laer) in diesem Jahr aus den Händen seines Stiefvaters, Ludwig Vornholt, übernommen. Es handelte sich dabei um eine Mahl- und eine Boke- und Ölmühle, die allerdings seit 1920 nicht mehr betrieben wurde und deren Teich nun ungenutzt lag. Dodt wollte Teil haben am langsamen Aufschwung des Kur- und Badebetriebs in Laer, der in jenen Jahren noch hauptsächlich im Umfeld des alten Springmeyerschen Kur- und Badehauses stattfand. Doch langsam aber sicher interessierte sich auch die Gemeindeverwaltung für die Förderung des sog. „Fremdenverkehrs”. Mitten in der großen Weltwirtschaftskrise Anfang der 1930er Jahre renovierte sie den Paulbrink für einige tausend Mark. Gemeinsam mit dem Verkehrs- und Verschönerungsverein legte die Gemeinde zusätzliche Wanderwege an, und auch von privater Seite wurde investiert. Im Jahre 1930 eröffnete etwa die Pension Mönter-Meyer – langsam stieg in den Bauerschaffen das Interesse am Tourismus.

Bild: Die alte Öl- und Bokemühle, vorn Salzbach betrieben
Die Bretterwand ist die Westgrenze des Schwimmbadgeländes.

 Dodts neue Badeanstalt sollte Teil dieses neuen Erwerbszweiges werden, den Laer so dringend brauchte. Denn, so schrieb der Verkehrs- und Verschönerungsverein einige Jahre später, „ Industrie haben wir nicht….. Alles was wir haben ist eine heilkräftige Solquelle und gute gesunde Bergluft . . . . Hier blüht auch unserm Orte eine ergiebige Einnahme “, auf die die Laerer in wirtschaftlich knapper Zeit dringend angewiesen waren. Darum bewilligte die Gemeinde dem Müller Dodt nicht nur 500 Mark Zuschuss, sondern sie beschaffte ihm gleich noch einen Kredit über 3.000 Mark aus Hannover.

Bald begann Heinrich Dodt zu bauen. Er gestaltete den alten, zur stillgelegten Öl- und Bokemühle gehörenden Teich in ein Solefreibad um, das er im Jahre 1929 eröffnen konnte. Für „nen Groschen Eintritt” stand das privat von Familie Dodt betriebene Bad Alt und Jung zur Verfügung – unzählige Laersche Kinder haben von nun an hier schwimmen gelernt. Aber nicht nur bei den Laerern, sondern auch bei den Kurgästen war das Solefreibad bald beliebt. und Laer wurde immer häufiger von Kurgästen besucht. Schon im Zweiten Weltkrieg rangierte das alte, am Fuße des Blombergs gelegene „Kirchspiel” mit 3.298 Gästen und 55.860 Übernachtungen an zweiter Stelle der Fremdenverkehrsorte im Osnabrücker Land.

Bild: Betrieb im Solefreibad in den 30er Jahren. Im Hintergrund die alte Öl- und Bokemühle.

Der vermehrte Zuzug der Gäste hatte nicht zuletzt auch mit der NS-Organisation „Kraft durch Freude” zu tun. Für das staatlich organisierte Reisewesen waren die kleinen, idyllisch gelegenen Badeorte besonders attraktiv, sicherlich auch weil sie, wie etwa Bad Laer, noch vergleichsweise preiswerten Urlaub anboten. Doch auch nach 1945 zählte der Fremdenverkehrsbetrieb zu den Aktivposten der Gemeinde, und auch die Laerer nutzten ihr Freibad gern und häufig. So fand sich Müller Dodt nach der Währungsreform 1948 bereit, in die Renovierung seines Solebades zu investieren. Vor allem die Umkleideräume machten ihm Sorgen, denn sie waren „zum. Teil zusammengefallen “, notierte Architekt Bernhard Niebrügge im Bauantrag. Im Jahre 1949 konnte der Umbau erfolgen, und bald eröffnete die renovierte Anlage.

 Bild: Die Solbadeanstalt nach dem Umbau von 19499

 Heinrich Dodt, der Gründer und Betreiber des Laerer Freibades, starb nur ein Jahr später. Seine Witwe Maria Dodt und ihr Sohn Theodor betrieben die Anlage noch einige wenige Jahre, bis sie sie Anfang 1958 der Gemeinde Laer zum Kauf anboten. Die Sache war dringlich, denn andernfalls würde „ das Bad zum Erliegen “kommen“. Allein schon um der Bevölkerung die Badeanstalt zu erhalten, griff der Gemeinderat zu. Bei diesem Ankauf erwarb man zudem das an das Bad angrenzende Gelände, auf dem ein Sportplatz eingerichtet wurde, der wiederum auch der 1956 eingerichteten Schule an der Mühlenstraße zugute kam. Der Rat beschloss zudem, die Solbadeanstalt umfassend zu renovieren und zu modernisieren.

Bild: Eine Jahreskarte für das Solefreibad der Familie Dodt”

Ankauf und Ausbau der Badeanstalt durch die Samtgemeinde Laer sind dabei immer auch im Zusammenhang mit den Bemühungen zum Ausbau des Kurbetriebes zu sehen. Mit dem Ankauf und Ausbau des Freibades gab die Gemeinde das Startsignal für diesen Kommunalisierungprozeß, der mit der Einweihung des Kurmittelhauses und der staatlichen Anerkennung als „Bad” Laer im Jahre 1975 seinen vorläufigen Höhepunkt erreichten sollte. Das Freibad selbst konnte Pfingsten 1963 eingeweiht werden. Bürgermeister Knemeyer eröffnete die neue, von heilkräftiger Sole gespeiste Badeanstalt. „ Das Becken hat eine Größe von 12 x 25 m, hinzu kommt noch das seitlich daran angelegte Sprungbecken” von 12 x 13m, berichtete die „Neue Tagespost”. „Auf einer Liegeterasse laden Liegestühle zur Ruhepause ein. Eine herrliche Liegewiese “, mit 2000 Rosen geschmückt, fehlte ebenfalls nicht. August Knemeyer wies in seiner Eröffnungsrede darauf hin, dass der Bau der 350.000 DM teuren Anlage allein schon wegen der Haltungsschädenbehandlung vieler Kinder gerechtfertigt sei. Und Pastor Abel wies „ auf die Wechselbeziehung zwischen einem gesunden Leib und einer gesunden Seele hin. Derartige Anlagen, die der Volksgesundheit dienen, werden nicht nur menschlich, sondern auch kirchlich bejaht “, meinte er, als er die Anlage einweihte.

Das neue, kommunal betriebene Freibad wurde ein Riesenerfolg. So brachte schon der 20. Juli 1964 einen bemerkenswerten Besucherrekord: Über 2000 Gäste strömten nach Laer ins Freibad, was ein ausgewachsenes Verkehrschaos zu Folge hatte, denn mittlerweile kamen viele Besucher mit dem eigenen PKW, aber noch fehlte es an Parkplätzen. Einige Zeit später war auch dieses Problem gelöst. Die wohl bedeutendste Veränderung erfuhr der Badebetrieb schließlich im Jahre 1969,  als die „Augustinus-Quelle” angebohrt wurde, die das Freibad seither mit kohlensäurehaltiger Sole speist, und eben solche Heilanzeigen verzeichnet wie die bereits 1938  erschlossene Martinsquelle.

[verfasst von Dr. Richard Sautmann]

Dieser Bericht wird noch vervollständigt.
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Bilder nach 1964 bis heute: